Inhalt

Götter unter sich

 

4. Wie ist das Verhältnis der Götter untereinander?

Unterabschnitte

  • 4.1 Vorbemerkung
  • Behält man die Art und Weise der Auswertung bei, dann kommt es bei Beantwortung der Frage 4 und 5 (Verhältnis untereinander und zu den Menschen) zu einer Aussage die Überraschend wirkt. Ist doch die Götterfrage bei uns mit dem Gütigen, alles Verzeihenden behaftet. So werden diese positiven Aspekte durch die Analyse der Texte fast vollkommen zerstört. Zu Beginn der Ausführungen war vereinbart die Worte Homers ganz einfach wörtlich zu nehmen, um zu sehen welches Bild sich dabei ergibt. Die Epen sind so gesehen die Beschreibung eines Geschichtsabschnittes in welchem die Götter noch auf Erden waren und in Koexistenz mit den Menschen gelebt haben. Homer als Erzähler, der selbst nicht in Erscheinung tritt, beschreibt die Dinge so plastisch als wenn er am Geschehen mit beteiligt gewesen war. Nur der unliebsamen Antwort wegen sollten wir also nicht vor dieser Fragestellung zurückweichen. So habe ich mich entschlossen die überraschenden Aussagen nicht auszuklammern. Zwischen den Unsterblichen ist den Worten Homers gemäß ein großes Spannungsfeld um Macht und Vorherrschaft wie wir es auch von uns Menschen kennen. Wir finden Intrige, Verrat, Abhängigkeitsverhältnisse und Machtdemonstrationen. Dies allerdings nicht nur auf Olympos. Im indischen Mahabharata gibt es die Beschreibung einer Götterschlacht, und auch in der Bibel gibt es Hinweise darauf das es unter Göttern Streitigkeiten und Kriege gibt. Im Buch Daniel wird ein Engel durch einen feindlich gesinnten Erzengel von seiner Mission abgehalten.

      * ...Ich hatte mich um deines Gebets willen aufgemacht, um zu kommen; aber der Schutzengel des Perserreiches stellte sich mir 21 Tage lang entgegen, bis mir endlich Michael, einer der Obersten Engelsfürsten, zu Hilfe kam, worauf ich ihn dort bei dem Schutzengel der Perserkönige allein gelassen habe und nun hergekommen bin, um dich wissen zu lassen, was deinem Volk am Ende der Tage widerfahren wird;...

    4.2 Im Reich des Poseidon und Hades

    Es fällt auf das die beschriebenen Handlungen in der Welt der Menschen und im göttlichen Olympos ablaufen. Der Ozean und das Totenreich sind kaum erwähnt. Obwohl Poseidon aktiv im Geschehen verwickelt war, endet die Handlung fast immer am Wasserspiegel des Meeres. Nur sehr wenig Stellen sagen aus das sich auch in den Tiefen des Ozeans etwas abgespielt hat.

    • * Schauerlich schallte sein Jammer (Achilles), ihn hörte die würdige Mutter, die in den Tiefen des Meeres beim alternden Vater verweilte, und da klagte auch sie, und rings die Göttinnen alle kamen herbei aus den Tiefen der See, die Töchter des Nereus
      * Also sprach sie, verlies die Grotte, und weinenden Auges gingen die Göttinnen mit. Da wich die Woge des Meeres rings um sie; und als sie kamen zum üppigen Troja, stiegen der Reihe nach alle an Land, wo dicht beieinander die myrmidonischen Schiffe rings um Achilleus gelagert.
      * Also sprach sie und schied von ihrem geliebtesten Sohne; und sie wandte sich um zu der Fluten Schwestern und sagte: "Taucht nun ihr zurück in den Schoss des unendlichen Meeres, um nach dem Greis in der Tiefe zu schaun und dem Hause des Vaters, um ihm alles zu künden. Doch auf den hellen Olympos eile ich selbst zu Hephaistos, dem Künstler, ob er wohl willig herrliche Waffen leuchtend hell meinem Sohne verschaffe."
  • In diesen Worten klingt eine göttliche Gemeinschaft an, die sich uns gegenüber als erstrebenswertes Ideal darstellt. Es hat den Beigeschmack eines gefühlvollen Courths - Mahler Romans, einer heilen Welt von der wir träumen, obwohl wir wissen das es sie nicht gibt. Zum Hades findet man nur eine kurze Beschreibung in welcher der Held Odysseus Zugang zur Unterwelt erhält und seine Gefährten und vor allem seine Mutter wieder trifft. Die ganze Handlung ist in mystisches Dunkel gehüllt, ganz so wie der Ort an welchem der Eingang zur Unterwelt liegt.
    • * Allda liegt das Gebiet und die Stadt der kimmerischen Männer, stets in Gewölk und Dunkel gehüllt, auf welche der Sonne leuchtender Gott niemals mit den strahlenden Blicken herabschaut, weder so oft er die Bahn an den sternigen Himmel empor wallt, noch auch wann er zur Erde zurück von den Himmel sich wendet: Grauen entsetzlicher Nacht umfängt die verkümmerten Menschen.
  • Die in der Unterwelt bei den Göttern lebenden Seelen sind echter, schattenhafter Natur und lassen sich nicht, wie etwa der Meergreis Proteus, fassen. Klagend berichtet Odysseus
    • * ... wollte die Schattengestalt der entschlafenen Mutter umfangen; dreimal stürzt ich hinan und wollte sie liebend umfassen, dreimal mir von den Händen hinweg, wie Schatten und Traumbild, flog sie, und heftiger brannte mir stets in der Seele die Trauer.
  • Als die Götter von Zeus die Erlaubnis erhalten im Krieg um Troja nach ihrem Ermessen einzugreifen geht ein solches Inferno los das sogar der König der Unterwelt sich sorgenvoll Gehör verschaffen muss
    • * Also stachelnd trieben die seligen Götter die beiden Völker zusammen, sie hart zu heftiger Fehde zu reizen. Brüllender Donner entfuhr dem Vater der Götter und Menschen hoch aus der Höhe, und unten erschütterte bebend Poseidon weit das unendliche Land und die ragenden Scheitel der Berge. Alle Gründe wankten im quellendurchrieselten Ida, alle Gipfel, auch Priamos Stadt und die Schiffe Achaias, Furcht in der Tiefe erfasste Aidoneus, den König der Schatten, bangend sprang er vom Thron und schrie, damit ihm nicht droben der Umstürmer der Lande, Poseidon, die Erde zerberste, und den Menschen und Himmlischen nicht die ganze Behausung dumpf voll Moder erschiene, vor der die Götter selbst schaudern: solch Getöse erhob sich beim Angriff der streitenden Götter.
  • Hier hat sich etwas ereignet was die ganze Gegend um Troja ins Wanken gebracht hat. Den Versen zufolge wandelte sich das Wasser der Flüsse in glühende, reisende Ströme. Alles verbrannte; es könnten Lavaströme gewesen sein. Wir umschreiben derartige Vorgänge mit: “ dort war die Hölle los''. Nun ganz soweit war es wohl doch noch nicht, aber immerhin hatte der König der Schatten Sorge das sein Reich zerbersten könnte. Es gibt Stimmen die diese Textpassage als Beschreibung des Unterganges der Insel Santorin auslegen. Unweit der Insel Kreta liegt Santorin(Thera). Ebenfalls eine Insel von der aber nur noch Fragmente erhalten sind. Durch einen Vulkanausbruch (Explosion) ist ein Großteil der Landmassen verschwunden. Zeus saß oft auf den Gipfeln des Idagebirges (Kreta) um die Vorgänge um Troja zu beobachten. So ist die Annahme, dass das homerische Troja mit den Inselresten zu identifizieren ist, gar nicht so abwegig. Nachdem das Troja von Schliemann, das lange Zeit militärisches Sperrgebiet war, nun freigegeben wurde, wird die moderne Archäologie herausfinden ob es das homerische Troja war. Eine weitere Annahme geht davon aus das der trojanische Krieg etwas mit Atlantis zu tun hat. Atlantis wird in den neuesten Theorien an der Küste von Libyen vermutet. Spuren antiker Bauten, in Satellitenaufnahmen entdeckt, weisen Abmessungen auf, die in der Atlantissaga bei Plato aufgeführt sind (www.philognosie.net/index.php/article/articleview/546/).
    Über zwischengöttliche Beziehungen im Hades ist nichts ausgesagt. Es bleibt im Dunkel wie die Götter dort miteinander lebten, wie auch der Hades selbst im Dunkel bleibt.
  • 4.3 Die Götter vom Olymp

    Ganz anders klingen die Beschreibungen der göttlichen Gruppe auf dem Olympos. Hier herrscht ein strenges Reglement des Gottvaters Zeus, dem sich alles unterzuordnen hat.

    • * Eos umzog die Erde mit safranfarbigen Mantel, und der hochdonnernde Zeus berief nun der Götter Versammlung hoch auf dem obersten Scheitel des zackengeschmückten Olympos. Selber erhob er die Stimme; es lauschte die Menge der Götter: "Höret mich alle, ihr Götter und auch ihr Göttinnen alle, dass ich im Kreise des Herzens gebietende Stimme verkünde. Möge kein männlicher Gott, kein weiblicher möge versuchen, meinen Willen zu kreuzen, und Beifall sollen mir geben alle zusammen, damit ich die Werke aufs schnellste vollende. Wen von den Göttern ich aber ertappe, wenn leise er abseits Eilt, um in Hilfe den Danaern oder den Trojern zu nahen, der soll schmählich mit Schlägen zurück zum Olympos sich wenden, oder ich werde ihn fassen und weit in des Tartaros Dunkel schleudern, wo unter der Erde die tiefste Tiefe des Abgrunds, wo die eisernen Tore auf ehernen Schwellen sich schließen unter dem Hades, so fern wie der Himmel über der Erde, dass er erkenne, wie ich der Stärkste der Himmlischen alle.
  • Dies ist ein ganz anderer Ton wie unten im Meere bei Poseidon. Um seinen Willen durchzusetzen hat er Mittel in der Hand vor denen die Götter erzittern. So droht er seiner Gattin Here mit den unnahbaren Händen um sich ihrer Kritik zu erwehren. Oder mit dem Alles vernichteten Blitz um das, gegen seinen Willen geschlossene Komplott von Here und Athene zu verhindern. Selbst in den engsten Familienkreisen herrscht eine Rivalität die mit friedlichen Mitteln nicht zu beseitigen ist. Ein Phänomen das in unserer Gesellschaftsordnung leider auch zu finden ist. Die Herrschaft von Zeus wird wesentlich von einer Reihe Drohgebärden
    • * Wenig hülfe dir sonst im Olymp die Menge der Götter, käme ich näher und ließe unnahbare Hände dich spüren, von Schrecken ergriff die stolze und augenglänzende Here, sitzen blieb sie und schwieg und suchte ihr Herz zu bezwingen. Sorge bedrückte in Zeus Palast die himmlischen Götter,...
      * Zeus aber sah es vom Ida, er kochte in schrecklichem Zorne; Iris entsandte er schnell, die geflügelte Botin: "Spute dich, eilende Iris, und halte Sie, lass Sie vor Augen nimmer mir kommen! Wir würden uns bitter im Kampfe begegnen. Denn das künde ich laut, und es wird sich auch wahrlich erfüllen: Lähmen werde ich Ihnen die flüchtigen Rosse am Wagen, stürzen vom Sitze sie fort und den Wagen in Stücke zerbrechen; Und wenn der Jahre auch Zehn sich kreisenden Laufes vollenden, würden die Wunden nicht heilen, die Ihnen die Blitze geschlagen, dass die Helläugige wisse, was Kampf mit dem Vater bedeute. Aber auf Here ist kleiner mein Zorn, und ich grolle ihr minder; ist Sie doch immer gewohnt, mir alle Befehle zu kreuzen."
  • Die angekündigte Strafe muss furchtbar sein das selbst die in der Götterversammlung Anwesenden von Sorge ergriffen werden. Auch lassen die beiden Göttinnen nach dieser Drohung des Gebieters von ihrem Vorhaben. Die rabiaten Mittel des obersten Gottes sind fest in die Analen der Göttergeschichte eingegangen wie mehrere Textpassagen in den homerischen Epen belegen.
    • * Sprachs, und ein schneidender Schmerz drang tief in die Seele Kronions; Rasch ergriff er die Ate am schimmernden, lockigen Haupthaar kochend im Herzen vor Zorn und drohte mit mächtigem Eidschwur, nimmer dürfe zum hohen Olymp und den Sternen des Himmels je in Zukunft die allesbetörende Ate sich wenden. Also schwur er und warf sie tief von den Sternen des Himmels nieder mit Schwung; so kam sie schnell zu der Menschen Gefilden.
      * Aber wer weiß, ob du nicht wieder der leidigen Tücke Früchte zuerst geniest und ich mit Hieben dich peitsche! Hast du vergessen, wie einst du hingst in den Lüften? Ich band dir Ambosse an die Füße und schloss die Hände in goldene unzerreißbare Fesseln, so hingst du in Äther und Wolken. Zornige Schmerzen empfanden die Götter im hohen Olympos; wer dir auch nahte, es konnte dich keiner lösen, und wen ich griff, den warf ich gepackt von der Schwelle herunter, bis das er sinnlos die Erde erreichte.
  • Natürlich gibt es bei solcherart Führungsstil Murren und Aufbegehren. Götter empfinden, wie auch wir Menschen derartige Handlungsweise erniedrigend. Sie versuchen dagegen anzugehen was wiederum die eingesetzten Mittel zur Aufrechterhaltung der Macht verschärft. Ein sich aufschaukelnder Kreislauf der auch in der Geschichte der Menschheit nachzuweisen ist.
    • * Aber mit Murren vernahm Athene und Here die Worte, saßen nah beieinander und spannen Böses den Trojern Schweigend verhielt sich Athene und äußerte keinerlei Meinung, grollte dem göttlichen Vater und kochte in zornigem Grimme. Here vermochte die Wut nicht länger zu zähmen und sagte: fürchterlichster Kronide, was hast du da wieder geredet! Ist es etwa dein Wille, dass ich vergeblich und fruchtlos Mühe und Schweiß verschwendet und mit ermatteten Rossen Volk zusammengerottet zu Priamos Weh und der Seinen? Tu's! Doch nimmer zollen wir anderen Götter dir Beifall.
      * Da erwiderte Here erhaben mit funkelnden Augen: Wahrlich, ich liebe drei von allen Städten am meisten, Argos, Sparta und auch die breiten Strassen Mykenes. Tilge sie aus, sobald sie deinem Hasse verfallen. Nimmer umstellt sie mein Schutz, und nimmer verwehr ich ihr Ende. Denn wofern ich mich sträubte und sie nicht ließe vernichten, hülfe mein Sträuben mir nichts, denn du bist stärker als alle. Doch es gebührt auch mir, mich nicht vergeblich zu mühen; bin ich doch auch ein Gott, mit dir vom selbigen Stamme.
  • Hätte Zeus nicht auch Freunde in seinem Geschlecht wäre er wohl oft Opfer eines Anschlages geworden.
    • * Denn ich hörte dich (Thetis) oft, wie du im Palast des Vaters rühmend erzähltest, du habest den schwarzumwölkten Kronion, du allein von den Göttern, vor schmählichem Unheil gerettet, als ihn in Fesseln zu schlagen die anderen Olympier planten; Here war’s und Poseidon und auch noch Pallas Athene. Du aber, Göttin, erschienst, die schlingenden Bande zu Lösen, riefst den Hundertarmigen schnell zum weiten Olympos, den die Götter Briareos nennen, aber Aigaion sagen die Menschen, dieweil er an Stärke noch über dem Vater. Dieser setzte in lachender Kraft sich neben Kronion, scheu befiel die seligen Götter, sie ließen vom Plane.

    4.4 Ihre Einigkeit

    Selten waren sich die Götter in ihren Handlungen einig, zumindest in ihrer Meinung beim Kampf um Troja. Welche von beiden sterblichen Parteien unterstützt werden muss ist immer ein strittiger Punkt in ihrer Gemeinschaft gewesen. Zeitweise griffen sie persönlich in das Geschehen ein, um die Dinge nach ihrem Ermessen zu steuern.

    • * Doch der wolkenballende Zeus erwiderte heftig: Welch ein heillos Ding, dass du zum Hader mit Here treibend mich reizest, wann sie mit scheltenden Worten mich ärgert. Hadert sie doch schon so mit mir bei den ewigen Göttern immer und wirft mir vor, ich hülfe im Kampfe den Trojern.
      * Als Athene mit leuchtenden Augen die beiden bemerkte, wie die Danaer fällten im wilden Getümmel der Feldschlacht, eilte Sie stürmend herab vom Scheitel des hohen Olympos nieder nach Ilios Stadt. Da schritt ihr Apollon entgegen, der sie vom Pergamos sah, denn er gönnte den Trojern zu siegen; und so beide einander neben der Eiche. Erst zu reden begann Zeus Sohn, der Herrscher Apollon: Warum eilst du schon wieder, o Tochter des großen Kronion, eifrig vom hohen Olymp, was treibt dich so großes Verlangen? Um nun den Danaern gar im wechselnden Siege des Kampfes Hilfe zu bringen? Denn nimmer erbarmt dich der Troer Verderben.
      * ..., und Athene mit leuchtenden Augen fasste die Hand des stürmischen Ares und rief ihm entgegen: Ares, vertilgender Ares, du blutiger Mauerbestürmer, wär es nicht besser, wir ließen nun ruhig Achaier und Troer kämpfen, wen immer der göttliche Vater mit Ehren beschütte? Bleiben wir lieber beiseite, dem Zorn des Zeus zu entweichen.
      * Doch zu stärken den Mut der Argeier, nahte Poseidon; Heimlich entstieg er dem finsteren Meer, er schaute voll Jammer, wie die Achaier erlagen, und grollte Kronion gewaltig. Zwar sind beide von gleichem Geschlecht und nämlicher Abkunft, älter aber war Zeus und war voll tieferer Weisheit, drum vermied es Poseidon, sich offen zu Hilfe zu stellen; immer nur heimlich trieb er das Heer in Gestalt eines Kriegers. Also zogen die Götter für beide des tobenden Streites und des ringenden Haders Seil in schwankendem Wechsel; Unauflöslich und fest, riss es gar viele zu Boden.
  • Zeus war in seinen Urteilen und Handlungen recht Subjektiv. Ein Charakterzug den wir an unseren Mittmenschen, geschweige denn bei Führungskräften, nicht gerade schätzen. In seiner Allmacht fühlt sich der Oberste Gott dazu berechtigt und macht deshalb auch keinen Hehl daraus.
    • * Lächelnd erwiderte ihr der Lenker der Wolken, Kronion: "Tröste dich, Tritogeneia (Athene), mein Kind. Ich habe das alles nicht so im Ernste gemeint und bleibe dir in Milde gewogen."
      * Winsle nicht neben mir weiter (Ares), du wetterwend'scher Geselle! Bist mir wie keiner verhasst von den Göttern des hohen Olympos. Immer nur hast du Vergnügen an Hader und Streiten und Kämpfen, hast die unleidliche, trotzige Wildheit geerbt von der Mutter Here; vermag doch ich selbst sie kaum mit Worten zu zähmen. Drum vermut ich, dass sie dir allein das Leiden gesponnen. Aber nicht länger mehr will ich in schmerzenden Qualen dich halten, bist du doch meines Geschlechts, und mir gebar dich die Mutter. Hätte dich aber ein anderer der Götter so schändlich geboren, säßest du wahrlich schon lang noch tiefer als Uranos Söhne.
  • 4.5 Die Götter über sich
  • Berichten die Götter über sich selbst so steht fast immer ihre Abstammung im Vordergrund. Es ist als wenn die Herkunft ihre Persönlichkeit ausmacht, nicht aber Klugheit und Weisheit der Person. Here ist besonders Stolz, ist sie doch doppelt begnadet.

    • * Mich als würdigste zeugte der unerforschliche Kronos doppelt edel: an Abkunft und weil ich deine Gemahlin heiße, und du bist Herr in aller Unsterblichen Kreise.
  • Geht man von der Vererbungslehre aus, so stimmt es zwar zum Teil, aber eben nur zum Teil. Am Zeugungsprozess sind immer zwei beteiligt, auch bei den Göttern. Die Auswahl der übernommenen Erbmerkmale wird von Herrn Zufall vorgenommen. Das dies auch Zeus weis bestätigt er mit seinen Worten
    • "... hast die unleidliche, trotzige Wildheit geerbt von der Mutter Here; ...".
  • Bei seinem Sexualleben, das selbst vor sterblichen Frauen nicht halt machte, dürfte sich Gottvater Zeus eigentlich nicht wundern das im Geschlecht der Sterblichen sich mancherlei Frevel breit macht, so ist seine Anklage schlecht begründet
    • * Weh, wie klagen doch immer die sterblichen wider die Götter! Nur von uns kommt übles, behaupten sie, während sie selbst doch trotz dem Geschicke das Leid durch eigene Frevel sich schaffen.
  • Ein schönes Beispiel des Gespräches zwischen Göttern über Stammbaum und Abstammung ist beschrieben mit
    • * Kennen wir doch ein jeder des anderen Eltern und Sippschaft, wie wir gehört durch die wandernden Sagen der sterblichen Menschen; aber von Angesicht kennst du nicht meine und ich nicht die deinen. Sagen Sie doch, du (Achilles) seist des trefflichen Peleus Erzeugter, habest Thetis zur Mutter, die lockige Tochter des Meeres, ich (Aeneias) aber preise mich rühmend des hochgemuten Anchises Sohn und stamme dazu von Aphrodite, der Mutter. Eines der Elternpaare wird heute beweinen des teuren Sohnes Tod, denn ich meine, nicht nur mit nichtigen Worten werden wir uns so trennen, um heimzukehren vom Schlachtfeld. Möchtest du aber auch Weiteres wissen, um kundig zu nennen unser Geschlecht, wie es, wahrlich, doch vielerlei Leuten bekannt ist: Dardanos stammte zuerst vom wolkenumballten Kronion, und Dardanie gründete er, noch war in der Ebene nicht die heilige Ilios den redenden Menschen errichtet; denn Sie bewohnten die Hänge des quellendurchrieselten Ida. Dardanos zeugte zum Sohn Erichthonios, Herrscher und König, der der reichste Mann im Kreis der sterblichen Menschen; .... Erichthonios zeugte den Tros, den Herrscher der Troer Weiter entstammten von Tros drei treffliche, wackere Söhne, Ilos, Assarakos auch und göttlicher Art Ganymedes, der wohl der schönste war von allen sterblichen Menschen. Um seiner Schönheit willen entführten ihn also die Götter, das er als Mundschenk des Zeus im Kreis der Ewigen lebe. Ilos erzeugte sodann Laomedons wackere Stärke, und Laomedons zeugte den Priamos und den Tithonos, Lampos, Klytios auch und den Aresspross Hiketaon, und Assarakos zeugte den Kapys, der den Anchises, mich erzeugte Anchises, und Priamos erzeugte den Hektor Das ist das Blut und die Sippe, woher ich zu stammen mich rühme. Zeus vermehrt und vermindert der Männer tapferes Wesen, wie er gerade gewillt, denn er ist der stärkste von allen.
  • Was solcher Art Abstammungslehre und Rassenfanatismus auf Erden alles schon zuwege gebracht hat, zeigt Hitler als jüngstes Beispiel der deutschen Geschichte. Dem Wahn der arischen Rasse verfallen hat er und seine Mittstreiter Millionen schuldloser Menschen umgebracht. Wo haben Sie das Recht dazu hergenommen?
  • 4.6 Ihre Rechte und Pflichten

    Das wir der Schöpfungsgeschichte der Bibel zufolge den Göttern sehr ähnlich sind, ist stark anzunehmen. Vieles ist wie in unserer menschlichen Gemeinschaft, das zeigt auch die Textpassage in der die Nymphe Kalypso versucht sich zu emanzipieren

    • * ...; da bebte die herrliche Göttin Kalypso; und Sie versetzte darauf und sprach die geflügelten Worte: Grausam seid ihr, o Götter, und neidischen Sinnes vor Andern, das ihr den Göttinnen wehrt, bei sterblichen Männern zu ruhen, selbst wenn eine sich offen den lieben Gatten erwählte.
  • Hier hat sie mit Sicherheit die männlichen Götter vor Augen die sich einfach nahmen was sie begehrten, auch wenn es sterblicher Natur war. Emanzipation also schon in grauer Vorzeit; es gibt nichts neues unter der Sonne. Auch mit Ehebruch haben die Unsterblichen ihre Probleme. So berichtet der Sänger Demodokos über die Geschichte eines Schäferstündchens in welchem die Gattin des Hephaistos sich mit Ares trifft. Hephaistos ersinnt schnell eine technische Falle um die beiden in flagranti zu überführen. Das Vorhaben gelingt und Poseidon muss sich einschalten um das schlimmste zu verhindern. Wir hätten sonst sicher einen Gott weniger.
    Die Unsterblichen haben einen Aufgabenkreis um welchen sie sich zu kümmern haben. Sind sie der Meinung einmal anderswo mit einzugreifen, und geht das auch noch schief, dann kann es schon lächelnde Vorwürfe geben.
    • * Lächelnd hörte die Rede der Vater der Götter und Menschen, und er rief Aphrodite und sprach zu der goldenen Göttin: Deine Bestimmung, mein Kind, sind nimmer die Taten des Krieges, suche du lieber die zärtlichen Werke der Hochzeit zu fördern, all das andere werden Athene und Ares besorgen.
  • Aber es gibt auch Kritik über die Arbeitsweise der Anderen im Kreise der Götter. So beschwert sich Ares über Athene bei Zeus.
    • * ... und mit klagender Stimme begann er die beflügelten Worte: Vater Zeus, wie blickst du nicht zürnend auf solcherlei Frevel? Immer doch müssen wir Götter die härtesten Qualen erdulden, die wir einander bereiten, um Menschen mit Gunst zu beglücken. Dir sind wir alle gram, denn du erzeugest das Mädchen, jene verderbliche Närrin, die immer nur Frevel gesponnen. Alle die anderen Götter, die wohnen im hohen Olympos, sind dir doch immer gehorsam und beugen sich deinen Geboten; jene nur möchtest du weder mit Worten noch Taten bestrafen, lässt sie gewähren, da selber du schufest die frevelnde Tochter, sie, die jetzt Diomedes, den überfrechen Tydiden, hetzt zum rasenden Kampf auch gegen unsterbliche Götter. Nahte er doch schon Kypris und hat sie am Arme verwundet, dann aber hat er mich selber berannt wie ein stürmischer Dämon. Mich nun liessen die hurtigen Füsse entweichen, sonst läg ich lang noch da unten voll Qual im Haufen von grässlichen Leichen oder mich stiessen noch lebend des Erzes Schläge in Ohnmacht.
  • Es lässt sich zusammenfassend sagen, die Götter des Olymp liegen fast immer im Streit. Ursache ist die unterschiedliche Meinung zu den Dingen welche sich um Troja ranken. Der Oberste Gott Zeus hat alle Mühe die Fäden in der Hand zu halten. Er muss grausame Strafen androhen, teilweise auch ausführen, um seinen Willen durchzusetzen. Nach unseren Maßstäben ist dies für eine Mannschaft aus dem Kosmos keine gute Basis um die Botschaft einer außerirdischen Kultur zu überbringen. Die bei Homer geschilderten Götter haben so menschliche Züge das es durchaus glaubhaft erscheint der Homo Sapiens ist aus dem Samen der Götter (laut Plato; Hephastios und Gea) gemacht und wir haben die ganze Erblast auf den Schultern zu tragen.
  •  

    a_zurueck2 a_anfang
    a_weiter